Samstag, 31. Oktober 2015

Nichts Neues im Osten … oder doch?

Ein schwer zugänglicher Ort für den Sammler von Literatur von und über Philip K. Dick ist der Osten. Vor dem Zerfall des Ostblocks ist nicht wirklich viel von Dick hinter dem eisernen Vorhang erschienen.
Eine Ausnahme ist Polen, wo – früher als in der Bundesrepublik – bereits 1975 Ubik erschienen ist. Dies ist Stanislaw Lem zu verdanken, der dafür allerdings nicht allzu viel Gegenliebe von Dick erhalten hat. Auch in Ungarn und der damaligen CSSR sind vor 1990 einzelne Bücher publiziert worden, allen voran natürlich auch hier Ubik.
Berichte aus der Parallelwelt (1998),
eine Publikation des EDFC
Ein Roman ist von Dick in der DDR nicht herausgegeben worden. Die erste Veröffentlichung einer Kurzgeschichte von Dick erfolgte wohl 1977 im Fanzine der AG Phantopia des FDJ-Jugendclubs an der Technischen Hochschule Ilmenau. Heft 3: Der weiße Tod mit dem Untertitel Wissenschaftliche Phantastik aus vier Ländern, herausgegeben von Wolfgang Both enthält Der Wub, Dicks Erstveröffentlichung als Science Fiction Autor von 1952. Der Titel dieses Fanzines ergibt sich aus einer Kurzgeschichte von Lem, die ebenfalls enthalten ist. Die Übersetzung erfolgte wohl durch Mitglieder dieses SF-Clubs (laut Chpr.at Burkhardt Kolbmüller).
Die erste bundesdeutsche Publikation der Geschichte erfolgte erst 1981 in Die besten Stories von Philip K. Dick bei Moewig. Informationen dazu, auch das Umschlagbild von Der weiße Tod, finden sich in Berichte aus der Parallelwelt (1998), der vom selben Wolfgang Both (et al.) geschriebenen Publikation des EDFC. Von den gleichen Autoren gibt es ein wohl inhaltlich erweitertes Buch Science Fiction in der DDR – Fanzines, das 2010 bei Shayol herausgekommen und noch erhältlich ist. Formal handelt es sich bei diesem Buch um den Supplementband 2 von Die große illustrierte Bibliographie der Science Fiction in der DDR. Von Both gibt es weitere Publikationen von und über Science Fiction mit einem Bezug auf den Osten.

Samstag, 24. Oktober 2015

Zurück zur Schule...

Aufrisse 1 (1973) von Schöningh
Die Schulzeit war nicht unbedingt Philip K. Dicks glücklichster Lebensabschnitt, aber wirklich glückliche Lebensabschnitte waren bei Dick wohl auch selten.
Dicks Werk hat schon länger Einzug in die Hochschulen gehalten, in Deutschland auch in die allgemein bildenden Schule. In dieser Kategorie gibt es derzeit neun Bücher.
Bereits im Jahr 1973 erscheint seine Kurzgeschichte Der Bunker in einem Lesebuch für die 5. und 6. Klasse im bekannten Schulbuchverlag Schöningh: Aufrisse 1. Band hat die ISBN 3-506-25510-X. Neben insgesamt 127 Texten von u.a. Bradbury, Brecht, Clarke und Disney, Luther und Twain steht dieser Text in der Textgruppe Science Fiction. Allerdings ist dieser Text auch der letzte Text von Dick, der in deutscher Übersetzung in einem Schulbuch erschienen ist.
Dafür sind einige Kurzgeschichten des Autoren im englischen Original erschienen. Zuerst erscheint 1983 in der Reihe Fremdsprachentexte Science Fiction Stories I. Das Reclam-Heft enthält Impostor, übersetzt heisst der Titel in der Standardausgabe, d.h. den Sämtlichen Geschichten von Zweitausendeins, Hochstapler. Die Geschichte hat die üblichen Vokabelhilfen. Angefügt ist noch ein Nachwort mit kürzeren Texten zu Autor und Werk. Enthalten sind auf den 151 Seiten vier weitere Geschichten, von Asimov, Ballard, Bester – und Pat De Graw. Science Fiction Stories I ist bei Reclam unter derselben ISBN (3-150-09156-X) in verschiedenen – mindestens drei – Ausgaben erschienen, die sich in der Gestaltung des Umschlags unterscheiden. Die zweite und dritte Ausgabe sind 1995 und 2000 erschienen.

Samstag, 17. Oktober 2015

Exodus

Exodus 31 vom Juni 2014 mit der Kurzgeschichte
Die Akte PKD von Wolf Welling
Die letzte Ergänzung der Sammlung ist die Nummer 31 des Science Fiction Magazins Exodus vom Juni 2014. Exodus ist ein ungefähr zweimal jährlich erscheinendes professionelles Magazin mit dem Focus auf (deutschen) Science Fiction Kurzgeschichten, die hier erstmalig erscheinen und phantastischer Grafik.
Exodus erscheint mit einer längeren Unterbrechung bereits seit 1975 und in der unauffindbaren Ausgabe 7 von 1976 gibt es eine Rezension Uwe Antons von Eine andere Welt. Der erste Herausgeber, René Moreau, ist immer noch (oder wieder) dabei.
Die Ausgabe 31 ist noch beim Verlag erhältlich. Sie enthält die Kurzgeschichte Die Akte PKD von Wolf Welling und ist daher in meiner Sammlung gelandet. Bei dieser Kurzgeschichte handelt es sich um die Kategorie Recursive, also eine fiktive Erzählung in der Philip K. Dick selbst eine Figur ist. Tatsächlich tritt Dick in dieser Geschichte nicht direkt als Person auf, es dreht sich aber um ihn: Die handelnden Charaktere nehmen Dick als reale Person war. In der Geschichte wird stark Bezug genommen auf die Kurzgeschichte Adjustment Team, die 1954 in der September/Oktober Ausgabe des kurzlebigen Magazins Orbit erstmalig erschienen ist. Die Geschichte ist auf deutsch unter dem klobigen Titel Umstellungsteam erschienen, jedoch nur zweimal, in den Gesamtausgaben: 1996 bei Haffmans in Menschlich ist.. und 2008 bei Zweitausendeins in Variante zwei. Das liegt wohl daran, dass diese Geschichte auch im Englischen nur selten herausgekommen ist.

Samstag, 10. Oktober 2015

Leben und Werk

Die seltenen Materialien
Monographien, also komplette Bücher, zu Leben und Werk von Philip K. Dick gibt es (auf Deutsch) nicht sehr viele. Wenn man die Abgrenzung zu den Lesebüchern akzeptiert, die hauptsächlich Stoff von Dick und nur wenig über ihn enthalten, bleiben sechs Publikationen in meiner Sammlung.
Bereits 1976 hat sich mit SFT-Sonderreihe: Band 1 – Philip K. Dick: Materialien die Arbeitsgemeinschaft Spekulative Thematik (AST) in einem kompletten „Band“, eigentlich einem Heft, mit Dick beschäftigt. SFT steht dabei für Science Fiction Times, eine Zeitschrift, die sich in zahlreichen Beiträgen mit Dick beschäftigt hat. Die deutschen Original-Beiträge in diesem Heft sind denn auch von Uwe Anton. Der (inhaltliche) Wert wird aber von sechs Beiträgen von Dick selbst noch erheblich gesteigert, u. a. ist die Vancouver-Rede enthalten. Dazu kommen noch einige „klassische“ Texte über Dick wie das Vertex-Interview oder Paul Williams Vorwort zu Confessions of a Crap Artist, welches kurz vorher (1975) in den USA in Paul Williams Verlag Entwhistle Books erschienen ist – und erst 1987 mit diesem Vorwort in Deutschland.
Dieses Heft der SFT-Sonderreihe ist für den Sammler leider nur sehr schwer zu finden. Der Preis ist dann letztlich Glückssache, da der Wert solcher Stücke häufig nicht erkannt wird; das führt dann leider wohl auch oft dazu, dass solche in der äusseren Erscheinung wenig eindrucksvollen Hefte die Zeiten nicht überdauern.
Philip K. Dick: Entropie und Hoffnung von
Uwe Anton in der kartonierten Ausgabe
Richtige Bücher, gebundene gar, haben es beim Überleben deutlich einfacher. Mit einem solchen „richtiges Buch“, mit ISBN und ISSN, hat Uwe Anton die Materialien inhaltlich fortgesetzt: Philip K. Dick: Entropie und Hoffnung  Texte und Materialien zur phantastischen Literatur (1993) bei Tilsner. Dieses Buch gibt es in einer kartonierten Ausgabe und zusätzlich auch in einer gebundenen Ausgabe, die ich allerdings erst einmal gesehen habe: Eine Universitätsbibliothek in der Nähe weist das Buch nach, da lag ein Besuch nahe.  Im Buch sind auch zwei verschiedene ISBNs genannt – einmal mit dem Zusatz Paperback und darunter Gebunden. Ausserdem ist eine ISSN angegeben, die sich offenbar auf die Serie Texte und Materialien zur phantastischen Literatur bezieht, in der rund ein halbes Dutzend Bände erschienen sind. Auch die Paperback-Ausgabe ist nicht leicht zu finden und kann etwas teurer werden. Für den Sammler ist in diesem Buch die gewaltige Bibliographie besonders wertvoll.
Denebola 9 (1990)
herausgegeben von Achim
Mehnert
Ein reines Fanzine, also ohne ISSN und meist objektiv und im wahrsten Sinne des Wortes billiger Verarbeitung, ist Denebola (1990) von Achim Mehnert. Die neunte Ausgabe, Denebola 9, ist ein Themenband zu Dick. Enthalten sind Artikel über Leben und Werk, zahlreiche Rezensionen, Dick-inspirierte Erzählungen und die wohl Denebola-typischen Illustrationen. Auch Uwe Anton ist in gewisser Weise „dabei“: seine fehlende Mitarbeit wird erwähnt. Auch dieses Heft ist nicht leicht zu finden und ich habe noch kein Exemplar in guter Erhaltung gesehen, insbesondere die Bindung macht hier Probleme. Das ist ein Problem, das man häufig mit solchen buchstäblich billig gemachten Heften hat – das billige Äussere impliziert wohl häufig auch eine weniger achtsame Lagerung.
Wie bereits erwähnt sind sind Göttliche Überfälle (1994) ein (fast) absolutes Muss in jeder Philip K. Dick Sammlung. Ergänzen sollte man, dass das Buch die einzige deutsche Biographie von Dick ist und das es zwar relativ leicht, aber nicht unbedingt preiswert zu finden ist. 
Die wahren Geschichten
des Philip K. Dick
(1994)
von Paul Williams
Die Romane des Philip K.
 Dick, Shayol (2005)
Die einzige deutsche Ausgabe von Paul Williams berühmten Rolling Stone Artikels ist im Nachtschatten Verlag unter dem Titel Die wahren Geschichten des Philip K. Dick erschienen. Dieses Heft ist immer noch leicht und günstig verlagsneu erhältlich.
Selbst für den weniger an Dick als an seinem Werk interessierten ist Kim Stanley Robinsons Die Romane des Philip K. Dick (2005) von Shayol alternativlos – wenn man nur auf die deutschen Übersetzungen guckt, denn es gibt natürlich einiges auf Englisch. Natürlich findet man diesen Band recht leicht antiquarisch; für das englische Original, The Novels of Philip K. Dick, gilt das übrigens weniger – es ist nicht sehr schwer, aber nur sehr teuer zu bekommen. Robinson möchte offenbar keine weitere Ausgabe des Buches, heisst es; die letzte ist 1989 erschienen. Über das Erscheinen dieser deutschen Ausgabe von 2005 kann man nur spekulieren – vielleicht möchte Robinson nur keine englische Ausgabe, fern der heimischen Leser mag es ihm egal sein.  Auch J. D. Salinger hatte die Ausgaben seiner frühen Kurzgeschichten, von denen er nicht mehr überzeugt war, später nur noch in Japan akzeptiert; die Meinung der Japaner war ihm offenbar egal.
Einen Überblick gibt noch mal die Seite zur essentiellen deutschen Sekundärliteratur.

Preise

Kim Stanley Robinson: "The Novels of Philip K. Dick", UMI Research Press (1984), Hardcover um 400 Euro, als Paperback von 1989 ähnlich

Samstag, 3. Oktober 2015

Kurzgeschichten in Science Fiction Magazinen

Erstaunlich wenig Kurzgeschichten von Philip K. Dick sind in Deutschland in typischen Science Fiction Zeitschriften und Magazinen veröffentlicht worden. Das mag an der Art und Weise liegen, wie die Rechte für solche Kurzgeschichten vergeben werden, bei anderen namhaften Autoren sieht es wohl auch nicht anders aus.
Perry Rhodan Magazin 4/1981 mit der
Kurzgeschichte Pech gehabt von Philip K. Dick
Die erste Kurzgeschichte ist im Perry Rhodan Magazin 4/1981 erschienen. Der deutsche Titel der Geschichte ist Pech gehabt, der englische Titel Sales Pitch. Die recht kurze Geschichte von nur sechs Seiten ist im selben Jahr in gleicher Übersetzung von Joachim Körber in Moewigs Sammlung Der Goldene Mann erschienen - allerdings dort unter dem Titel Tod eines Handelsroboters. In den Sämtlichen Erzählungen ist der Name dann schliesslich Eine totsichere Masche.
In derselben Ausgabe des Perry Rhodan Magazins und ebenfalls von Joachim Körber übersetzt, ist noch ein zweiseitiges Autorenportrait von Dick erschienen sowie eine  - sehr positive - Rezension zu Warte auf das letzte Jahr von Uwe Anton. Damit ist diese Ausgabe quasi eine Dick-Ausgabe, aber auch in einigen anderen Ausgaben des Perry Rhodan Magazin der Jahre 1980/81 finden sich Rezensionen und Artikel zu Dick und seinem Werk. Bei den handelnden Personen, auch Michael Nagula ist als Mitarbeiter in dieser Ausgabe des Perry Rhodan Magazins genannt, verwundert dies nicht. Zumal das Magazin auch - zumindest in dieser Zeit - eher breit als allgemeines Science Fiction Magazin angelegt war und Perry Rhodan ausser im Titel nur am Rand erscheint.
Cosmonaut 4/5 (1983)
enthält Die Prä-Personen
1983 erscheint in Cosmonaut 4/5 die Kurzgeschichte Die Prä-Personen (The Pre-Persons, 1974). In den USA war die Geschichte seinerzeit sehr kontrovers aufgenommen worden. Dick drückt hier seine Ablehnung gegenüber dem Thema Abtreibung aus. Seine Sicht auf die Reaktionen kann man z. B. in den Notizen zur Geschichte in der Gesamtausgabe, Der Fall Rautavaara bei Haffmans (2000), nachlesen. Ein wenig ungewöhnlich ist die Formel Mit freundlicher Genehmigung des Arthur Moewig Verlags am Ende der Geschichte, da diese Geschichte nie bei Moewig erschienen ist.
Der Cosmonaut enthält noch ein Essay von Uwe Anton zur Valis-Trilogie: Ist Gott ein negantropisches Wirbelfeld? 
Die Doppelnummer 4/5 ist die letzte Ausgabe des kleinformatigen (B6) Magazins.
Science Fiction Media 134 enthält die
Kurzgeschichte Stabilität von Philip K. Dick
Erst 1998 erscheint wieder eine Kurzgeschichte in einem offiziellen Magazins des Genres, in science fiction media 134. Die Geschichte Stabilität ist eine deutsche Ersterscheinung - sie ist als Vorabdruck aus dem ersten Band der Sämtlichen Erzählungen von Haffmans erschienen, Und jenseits - das Wobb. Dort steht sie ganz vorne, ist sie doch 1947 oder vorher geschrieben, aber erst posthum 1987 im ersten Band der Collected Stories unter dem Titel Stability erstmals erschienen - und sie ist auch nur in den verschiedenen Ausgaben dieser Sammlung erschienen, niemals in einer Anthologie oder einer anderen Sammlung. Ihre Qualität macht diese Geschichte wohl auch eher zu einem Sammlerstück als zu einem Meisterstück. Sie ist aber ein spannender Schritt zwischen den Jugendgeschichten aus der Berkeley Gazette und den professionellen Geschichten.
Diese drei Magazine lassen sich in guter Qualität leicht zu einem kleinen Preis finden, lassen sich also bei Wunsch leicht in die Sammlung aufnehmen.
Die bibliographischen Informationen sind auf der Seite der Kurzgeschichten nach Quelle zu finden.