Samstag, 30. Mai 2015

Auswechselspieler

Die Bücher, die am längsten in meiner Sammlung sind, sind meist im schlechtesten Zustand. Das liegt weniger daran, dass sie es bei mir nicht gut hatten, sie waren schon bei der Ankunft in schlechtem Zustand. Anfänglich habe ich mir um den Zustand der Bücher wenig Gedanken gemacht, ich wollte sie einfach lesen und Dick vielleicht vollständig bekommen. Ausserdem musste man froh sein, die Bücher überhaupt auf einem Flohmarkt oder in einem SF-Antiquariat zu finden, egal in welchem Zustand.
Die Ansprüche, die Möglichkeiten und das Angebot sind über die Jahre erheblich gestiegen und da sich – zumindest im deutschen Teil der Sammlung – sonst wenig tut, nutze ich hin- und wieder die Möglichkeit einige Bücher auszutauschen. Dazu sollte man in seinem Katalog den Zustand jedes Buches (selbst-)kritisch erfassen.
Ich finde schöne, neue Bücher in perfektem Zustand schön, muss aber nicht jedes einzelne Buch in solchem Zustand haben. Es geht schliesslich um Dick, den Autoren, dessen Erstausgaben (meist) als Taschenbücher herausgekommen sind! Stören tun mich aber schlimme Schäden, wie grössere Flecken und beschädigte Seiten. Und ich mag keine Remittenden. Den Stempel Mängelexemplar und die schwarzen, grünen oder roten Striche … versuche ich aus meiner Sammlung loszuwerden. Das ist allerdings schwerer, als gedacht. Abgesehen davon, dass bei Amateur-Anbietern die Zustandsbeschreibung häufig unzuverlässig ist – gut heisst da vielleicht nur, dass noch alle Seiten da sind – wird ein Remittenden-Stempel meist unterschlagen. Für ein Leseexemplar spielt das ja auch keine Rolle … für den Sammler entwertet es das Buch aber eben fast vollständig, zumal die einfachen Taschenbücher. Wenn die Angabe keine Remittende fehlt, sollte daher ruhig nachfragen – oder beim Profi kaufen, wobei auch das keine Garantie ist. So meide ich den hässlichen Hund jetzt vollständig; es scheint dort offenbar auch zur Praxis zu gehören, die Schutzumschläge zu entfernen – mir ist das dort zweimal (von zweimal) passiert und auch die Taschenbücher waren in schlechtem Zustand, obwohl als gut angegeben. Nun ja, man lernt dazu. Bei teureren Käufen sollte man vielleicht auch mal nachfragen (das geht beim Hund aber erst recht nicht).
Links alt, rechts neu und ungestempelt in der Sammlung.
Ganz aktuell habe ich jetzt die Möglichkeit genutzt und ein Konvolut von acht Büchern gekauft, mit denen ich sechs der häufig als Remittenden auftauchenden blauen Moewig-Bände austauschen konnte. Konvolute sind unattraktiv, weil man oft viel mitkaufen muss, das man nicht will. Wenn man aber viel davon brauchen kann, sind sie oft eine gute Möglichkeit, da sie häufig (in der Summe) verhältnismässig preisgünstig und die Versandkosten pro Buch günstig sind. Und der auch bei mir sonst ausgeprägte Widerwillen Bücher mitzukaufen, die man nicht will, führt dazu, dass Konvolute liegen bleiben – ich habe so schon öfter spannende Exemplare günstig erworben.
Natürlich ergibt sich daraus ein anderes Problem: Die Doubletten. Man möchte ja für seine Dicks einen schönen Platz finden und sie nicht einfach entsorgen. Ich verkaufe oder vertausche einige, wenn ich dazu komme, sie irgendwo einzustellen, was auch erhebliche Arbeit sein kann. Oder ich verschenkte sie, wenn mich jemand fragt, was man denn von Dick so lesen könne.
Als abschliessender Web-Tipp – unter Vorbehalt – eine weitere Metasuchmaschine: JustBooks.de. Insgesamt bevorzuge ich Eurobooks.com, allerdings findet JustBooks gelegentlich auch mal etwas anderes. Ausserdem sortiert es sehr nett, das kann hilfreich sein.

Samstag, 23. Mai 2015

Phantastisches in der Sammlung

Philip K. Dick bei der Edition Phantasia: Drei Romane, zwei Bände mit Essays und Briefen, ein Kinderbuch und ein Interview-Band - und dazu K. W. Jeters Roman Dr. Adder mit einem Nachwort von Dick
Einen wichtigen Block bei den deutschen Ausgaben von Philip K. Dick machen die sieben Bücher der Edition Phantasia aus. Es gibt umfangreichere Reihen und auch Reihen mit inhaltlich bedeutenderen Werken von Dick, aber diese Reihe von sieben Büchern sticht hervor. Aus Sicht des Sammlers ist da zunächst die Seltenheit (einiger) dieser Bände zu nennen – und damit verbunden natürlich auch die (hohen) Preise.
Die vier vergriffenen Ausgaben sind teilweise fast unmöglich zu finden, insbesondere das nicht nur inhaltlich mächtige Auf der Suche nach Valis (2002) mit 495 Seiten und der schmale Band Das Mädchen mit den dunklen Haaren (1994). Auch Dicks einziges Kinderbuch, Nick und der Glimmung (2000) und In Milton Lumky Land (1995) sind vergriffen, aber obwohl sie in gleicher Auflage von 250 erschienen sind, durchaus häufiger, in jedem Fall aber etwas günstiger zu finden.
Das liegt übrigens auch daran, dass diese Ausgaben der Edition Phantasia auch von Sammlern nachgefragt werden, die nicht primär an Dick interessiert sind, sondern einfach an den feinen Ausgaben dieses Verlages.
Einige Ausgaben sind zur Zeit noch beim Verlag erhältlich, nämlich Der Mann, dessen Zähne alle exakt gleich waren (1985), der erste Band von Dick in der Edition Phantasia. Erschienen ist der im Jahr nach der Verlagsgründung 1984 – in der offenbar zu optimistischen Auflage von 1000 Exemplaren; ausserdem auch … wenn unsere Welt ihr Himmel ist? (2006), ein langes Interview mit Dick, das in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienen ist und zuletzt Mary und der Riese (2010) mit einer Auflage von 400. [Update 2020: Es lässt sich nur noch Mary und der Riese als Neubuch bzw. beim Verlag erstehen.]
Nach meinem Eindruck sind sie diese Bände wieder erhältlich, ich bin mir recht sicher, das sie eine ganze Weile als vergriffen geführt wurden. Ausserdem findet man diese Bände seit kurzem in diversen Kanälen als Neubuch. Möglicherweise hat der Verlag hier noch ein paar Kisten mit Büchern gefunden, die jetzt auf den Markt gebracht werden; für die vergriffenen Ausgaben wird das nicht passieren. Es lohnt sich hier auch auf der Verlagsseite direkt zu suchen. (Ähnliches konnte man vor Jahren mit Die kaputte Kugel von Haffmans erleben, ein Buch, das eher selten zu finden war, gab es auf einmal überall – oft original in Folie eingeschweisst).
Die Qualität der Bände ist hoch, nicht nur im Vergleich zu den üblichen Taschenbuchausgaben. Ein schöner Leineneinband mit hochwertigem Schutzumschlag, jeder Band nummeriert, zusätzlich mit dem Hinweis dass weitere dreissig Ausgaben nicht im Handel verfügbar waren. Und Nick ist dann noch sehr hübsch mit Illustrationen und Signatur der Künstlerin versehen. Alle Bände haben das gleiche Format, oktav, Lesebändchen und sind auf dickem Papier gedruckt. Die Übersetzung hat in allen Fällen der Chef selbst erledigt, wie auch schon vorher in der Anthologie Der goldene Mann, bei Moewig (1981). Joachim Körber hat übrigens darüber hinaus schon früh einige Artikel und Rezensionen von und zu Dick veröffentlicht.
Das grosse Verdienst dieser Reihe – über die Seltenheit und Qualität der Ausgabe hinaus – ist es, dass sie ausschliesslich aus deutschen Erstausgaben besteht, die (bisher) auch nicht wieder erschienen sind. Die Edition Phantasia gibt sonst auch viele Luxusausgaben heraus, die es dann in anderer Form einfacher und billiger gibt (und das Thema Stephen King mag man in den entsprechenden Foren nachlesen), das ist nicht so bei Dick. In den USA ist Edition Phantasia vielleicht mit Subterranean Press vergleichbar, die auch verschiedene Sammlerausgaben von Dick herausgibt und auch die erste amerikanische Ausgabe von Nick herausgebracht hat – jedoch erst 2008.
Der Phantasia Almanach Nr. 3 von 2014
Für Dick-Interessierte gibt es noch zwei weitere Erzeugnisse des Verlags. Zum einen ist das der PHANTASIA ALMANACH 3 (2004), 30 Seiten mit einem zweiseitigen Text von Dick: Das Wirken des Paulus. Kurze Synopse eines Alternativwelt-Romans. Übersetzt (natürlich) von Joachim Körber. Das Original wurde als Beilage für eine limitierte Ausgabe der Collected Stories von Underwood-Miller 1987 veröffentlicht. Nachgedruckt ist es im Original (wohl nur) in PKD Otaku #10. Es wäre interessant zu wissen, wann Dick dieses stark religiös inspirierte Stück geschrieben habt; man darf vermuten nach 2–3–1974.
Der PHANTASIA ALMANACH erscheint jährlich und wird nicht verkauft, sondern an direkte Kunden des Verlags versendet – und so direkt habe ich auch meinen erhalten. Auch diese Hefte werden offenbar gesammelt und erzielen, wenn sie (selten) auftauchen, recht hohe Preise.
Weiterhin ist in der Phantasia Paperback Reihe das seinerzeit etwas umstrittene Dr. Adder von K. W. Jeter in der deutschen Erstausgabe erschienen. Der Band enthält ein vierseitiges Nachwort von Dick (1979), was nicht verwundern sollte, weil Jeter und Dick enge Freunde waren. Auch zum Roman Als alles auseinanderfiel eines anderen Freundes, Ron Goulart, hatte sich Dick ja unterstützend geäussert.
Die bibliographischen Informationen zu den Büchern des Verlags sind hier noch mal zusammengefasst.
Der Web-Tipp ist die wohl gut bekannte Seite eurobuch.com. Hier zu suchen ist praktisch unverzichtbar, wenn man so seltene Ausgaben wie die oben genannten finden will. Eurobuch ist eine Metasuchmaschine, die die üblichen Quellen, ZVAB, Booklooker, Amazon, AbeBooks und sogar (allerdings weniger zuverässig) die Bucht absucht und darüber hinaus noch einige weitere. Ausserdem kann man dort nach Anmeldung Suchen hinterlegen, eine Möglichkeit, die man nicht auslassen sollte, wenn man wirklich ernsthaft Suchen bzw. Sammeln will.

Samstag, 16. Mai 2015

Suhrkamp und Insel

Nach dem Goldmann Verlag war der Insel Verlag der nächste grössere Verlag, der Dick in Deutschland herausgebracht hat. Dies war sicher das Verdienst von Franz Rottensteiner, der von 1971 bis 1975 in der Insel-Reihe Phantastische Wirklichkeit  Science Fiction der Welt ausser Dick noch viele andere grosse Autoren herausgebracht hat, so auch Stanislaw Lem. Franz Rottensteiner hat dann für Insel auch gleich zwei der grossen Romane von Dick ausgewählt: Die Drei Stigmata des Palmer Eldritch und Marsianischer Zeitsturz. Bei Insel hiessen diese aber, in der deutschen Erstausgabe, LSD-Astronauten und Mozart für Marsianer. Wenn man Mozart auch akzeptieren kann, schliesslich spielt eine Aufnahme von Mozart im Buch eine Rolle, so ist LSD-Astronauten schwer zu verschmerzen. Heyne hat daher auch später den eng am englischen Original angelehnten Titel Die drei Stigmata des Palmer Eldritch gewählt und damit sicher besser gelegen.
Mozart für Marsianer (1973) und LSD-Astronauten (1971)
Mozart für Marsianer von 1973 und LSD-Astronauten von 1971 als Hardcover Ausgaben im Insel Verlag

Samstag, 9. Mai 2015

Ein ungelöstes Rätsel

Eine broschierte Ausgabe von Philip K. Dicks LSD-
Astronauten
bei Insel
Als Teil eines Konvoluts von Bücher von Philip K. Dick ist neulich eine durchaus rätselhafte Ausgabe bei mir gelandet. Ich gebe zu, dass mich das Konvolut auch wegen dieser Ausgabe angesprochen hat, allerdings war die Motivation - zumindest auch - diejenige, einige Bände auszutauschen. Als das Buch dann vor mir lag, war es nicht weniger rätselhaft als es auf dem Bild gewesen war: Eine broschierte Ausgabe des Insel-Bandes LSD-Astronauten von 1971, also aus der (eigentlich) gebundenen Reihe Phantastisch Wirklichkeit - Science Fiction der Welt. Vom Format ist es minimal kleiner als die bekannte gebundene Ausgabe im Pappeinband mit Schutzumschlag, weil der Einband dieser broschierten Ausgabe eben so gross wie der Buchblock ist, wie das bei Taschenbüchern eben so ist. Bei den gebundenen Ausgaben sind der Pappeinband und der Schutzumschlag in üblicher Weise grösser als der Block. Und der Block dieser broschierten Ausgabe ist identisch mit dem Block der gebundenen Ausgabe. Es gibt keinerlei Hinweise im Impressum oder im Text auf eine gesonderte Ausgabe, der Block ist identisch. Auch der Umschlag, obwohl am Rücken fest mit dem Block verklebt, ist vom Material ein Schutzumschlag - und leidet daher, wie die meisten Exemplare dieser Insel-Reihe, unter Auflösungserscheinungen: Eine durchsichtige Schutzfolie löst sich vom Schutzumschlag. Dieses Exemplar ist jedoch diesbezüglich in gutem Zustand; es ist wohl auch gelesen. Ein Bleistifteintrag € 30 zeigt, dass das Buch schon eine längere Reise hinter sich hat.
Die Bindung der broschierten Ausgabe
von LSD-Astronauten im Vergleich mit
den gebundenen Ausgaben
Die Bindung sieht absolut professionell aus und nicht repariert oder bearbeitet; auf dem Bild sieht man oben die broschierte Ausgabe, darunter die gebundene, ganz unten die andere Dick-Ausgabe in der Insel-Reihe Science Fiction, Mozart für Marsianer von 1973. Es sieht nicht so aus, als ob jemand seine gebundene Ausgabe neu gebunden hätte, es scheint auch nicht möglich zu sein, den Block so sauber aus einer gebundenen Ausgabe zu lösen. Die Ausgabe muss wohl so vom Verlag kommen.
Worum handelt es sich hier also? Die offensichtlichste Erklärung ist wohl, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt; ich weiss nicht, ob Insel Rezensionsexemplare dieser Art herausgegeben hat. Es scheint allerdings (auch) bei Insel üblich gewesen zu sein, Rezensionsexemplare als solche zu kennzeichnen, d. h. mit einem Aufkleber zu versehen und zu stempeln. Das ist hier nicht passiert.
Wenn man nach US-Ausgaben von Dick sucht, findet man viele Rezensionsexemplare, d. h. Ausgaben mit dem Vermerk review copy, gelegentlich auch ARC, d. h. advance(d) reading copy (manchmal auch advance(d) reader copy). Man findet auch viele proof copies. Das sind Probedrucke, die wohl auch in der Art von Rezensionsexemplaren verteilt werden. Möglicherweise handelt es sich bei dieser Ausgabe also auch um eine Art Probedruck, allerdings habe ich solche Probedrucke bei deutschen Ausgaben vorher noch nicht gesehen.
In meiner Sammlung wird dieses Exemplar erst mal einen festen Platz einnehmen, sein Stellenwert ist mir allerdings nicht ganz klar. Entweder ist dies ein kurioses Einzelstück - oder ein seltenes Rezensionsexemplar (oder was auch immer). In jedem Fall ist so eine Ausgabe eine Bereicherung - und jede Überraschung ist doch willkommen.
Zu den Insel Ausgaben ist noch anzumerken, dass sie in lila gedruckt sind. Inhaltlich kann man anmerken, dass die gewählten Titel kritisiert werden, die sich von einer direkten Übersetzung der englischen Originaltitel unterscheiden und die auch irgendwie nicht zu passen scheinen. Die Suhrkamp-Ausgaben haben die Titel übernommen, spätere Ausgaben von Heyne bzw. Haffmans haben neue Titel gewählt: Marsianischer Zeitsturz bzw. Die drei Stigmata des Palmer Eldritch.
Nachtrag: In der bei Insel parallel erschienenen Reihe Bibliothek des Hauses Usher, die in sehr ähnlicher Ausstattung wie die Reihe Phantastische Wirklichkeit erschienen ist, haben sich mindestens zwei Ausgaben gezeigt, die ebenfalls auch broschiert erschienen sind (Owen: Wohin am Abend? und Wakefield: Der Triumph des Todes, beide von 1975, also zum Abschluss der Serie). Auch diese Ausgaben lassen sich im Netz sonst nicht nachweisen.
Ein weiterer Nachtrag: In der Sammlung ist jetzt (über sehr gewundene Pfade) ein zweiter identischer broschierter Band der LSD-Astronauten angekommen. Ich gehe also davon aus, dass es sich um verlags- oder druckereiinterne Exemplare handelt, die nicht für den Verkauf vorgesehen waren, z. B. Rezensionsexemplare oder ähnliches. Das macht die Frage akut, ob es so eine Ausgabe auch vom Marsianischen Zeitsturz gibt.

Samstag, 2. Mai 2015

Illuminaten, Strahlen, Chemie und anderes

In den letzten Wochen gab es zwei Zugänge in meiner Sammlung, die etwas anders sind; obwohl nicht wirklich im Zentrum der Sammlung, gibt es doch eine Abteilung von englischen Büchern und Zeitschriften. Schwierig ist das Sammeln in diesem Bereich, weil das Angebot in Deutschland recht klein ist – und von den USA, wo das Angebot (zumindest zunächst) gewaltig ist, trennen uns die („neuen“) Portokosten. Daher ist es umso schöner, wenn man etwas in Deutschland finden kann. Diese beiden Fundstücke sind mir in der Bucht in die Netze bzw. die feeds gegangen. Man darf dann nicht zögern, weil sich so etwas in diesem Teil der Welt so schnell nicht wieder zeigen wird...
Steamshovel Press, Nummer 8 (1993)
Der erste Fang war also Ausgabe Number Eight 1993 eines US-Magazins zu offenbar jeder Art von Verschwörungstheorie, Steamshovel Press. Das Magazin ist auf Zeitungspapier gedruckt und geheftet (Achtung, Rost!), die Vorder- und Rückseite sind zweifarbig bedruckt. Enthalten ist der vierseitige Artikel Phillip K. Dick and the Illuminati [sic] - auf der Titelseite stimmt die Rechtschreibung von Dicks Vornamen aber - von Jay Katz. Es geht um Dicks Pink Beam Erlebnisse und nachfolgend Valis als Beleg für geheime Informationsübertragungen und erscheint mir – erwartungsgemäss – etwas verworren. Nun ja. Es handelt sich um einen Vorabdruck aus Katz' Buch Saucers of the Illuminati von 1999. Es ist unklar, ob sich in dem Buch mehr zu bzw. eher von Dick findet; inhaltlich ist es vielleicht weniger relevant. Ein nettes Stück für die Sammlung ist es aber, finde ich, auch wenn der Zustand nur mässig ist (ich hatte das Preisschild nicht gesehen, hätte es aber wohl trotzdem gekauft) und man auch diese Ausgabe offenbar noch verlagsneu erhalten kann, aber eben in den USA hinter der Porto-Hürde.
CHEMICAL IMBALANCE, Vol. 2 #2
Danach kam das deutlich spannendere CHEMICAL IMBALANCE, Vol. 2 #2 der US-amerikanischen alternative/Subkultur-Zeitschrift, die ihr Hoch wohl eher in den 80ern hatte. Nur der Umschlag ist farbig bedruckt, das Titelbild ist ansprechend, die Seiten aber sind ebenfalls Zeitungspapier, also eher eine billig Produktion. In dieser Ausgabe sind auf fünf Seiten vier Briefe abgedruckt, die Dick 1973 an den Comic-Zeichner Art Spiegelman und seine damalige Partnerin Michele Gross geschickt hat, sowie eine Portraitzeichnung Dicks von Gary Panter. Die Briefe hat offenbar Spiegelman selbst zur Verfügung gestellt; drei der vier finden sich auch in den Selected Letters of Philip K. Dick 1972-1973. Dort fehlt der kurze Brief vom 19. April (der wohl nur in diesem Heft veröffentlicht sein dürfte), dafür finden sich in den Letters weitere Briefe von Dick an die Spiegelmans (und einer von seiner Frau Tessa), auch noch spätere von 1975.
Einen Bezug zu Deutschland findet man in dem im Magazin undatierten Brief (er ist laut Letters vom 18. Dezember): Dick schreibt er habe die deutsche Ausgabe vom The Man in the High Castle erhalten. Dabei muss es sich um die deutsche Erstausgabe von Das Orakel vom Berge vom König Verlag handeln, die 1973 erschienen ist. Ansonsten geht es viel um eine mögliche kreative Zusammenarbeit der beiden. Das wäre sicher spannend geworden, aber leider ist es dazu ja nicht gekommen.
Zum Schluss sei gesagt, dass es zwischen Deutschland und den USA noch das Vereinigte Königreich, vulgo England, gibt. Das Porto von dort ist deutlich niedriger als von den USA, das Angebot englischsprachiger Magazine, auch US-amerikanischer, deutlich grösser als hier zu Lande. Man sollte manchmal ein bisschen aufpassen, ob man eine US-amerikanische oder eine britische Ausgabe kauft; gerade bei den Magazinen der 50er Jahre gab es gelegentlich britische Ausgaben der US-Originale.
Der Web-Tipp ist natürlich eine englischsprachige Webseite, nämlich die Philip K. Dick-Fan-Seite. Die Seite lebt noch, es gibt hin- und wieder Neues, unter anderem beherbergt sie auch das alte PKDweb, das ausführliche bibliographische Informationen zu den englischen Veröffentlichungen (bis etwa 1999) enthält.