Samstag, 28. Mai 2016

Kein Erfolg

Sammeln ist Arbeit. Und ausser Fleiss braucht man auch Glück dazu. Sei es, um eine schöne, sei es um eine günstige Ausgabe zu bekommen.
Die vergangene Woche war eine Aneinanderreihung weniger erfolgreicher Aktivitäten.
Zuerst habe ich eine out of stock Mail von amazon.co.uk bekommen, was wirklich sehr selten passiert. Dort hatte ich eine sehr günstige Ausgabe von Daniel Levacks PKD: A Philip K. Dick Bibliography entdeckt, die ich gerne gehabt hätte – aber offenbar war jemand schneller als ich.
Danach ist mir ähnliches mit einer englischen Blade Runner Ausgabe passiert – bei tauschticket. Ich bin dort nicht mehr sehr aktiv, die Qualität hat dort doch zu sehr nachgelassen (obwohl sie nie sehr gross war) und der Aufwand dort ist dafür einfach zu gross. Aber die letzten Tickets hätte ich doch noch loswerden wollen.
"Today We Choose Faces" auf Deutsch
Heut wählen wir Gesichter von Roger Zelazny bei
Heyne (1975), im Original Today We Choose Faces
Zu verschmerzen ist auch, dass ich keine weitere der aktuellen Fischer-Ausgaben im Buchhandel erwerben konnte – das könnte ich natürlich bestellen, aber es ist viel schöner, für die Sammlung mal wieder etwas in einem Laden zu kaufen. Und es ist ein bisschen traurig, dass die üblichen Läden an dieser Runde der Dick-Ausgabe nicht teilnehmen.
Zum Schluss habe ich gerade die deutsche Erstveröffentlichung von Roger Zelaznys Heut wählen wir Gesichter von Heyne (1975) ausgepackt, sehr günstig und gut erhalten (nur ein kleines bisschen mehr Gilb als üblich). Und leider fehlt im Buch die Widmung, die ist wohl, wie so oft, bei der Übersetzung verloren gegangen. Denn offenbar trägt das Original Today We Choose Faces die Widmung To Philip K. Dick: Electric Shepherd.
Auch mit Widmung wäre das Buch wohl nur am Rand der Sammlung eingeordnet, aber ich mag solche Kuriosa – und da sich die Anzahl in engen Grenzen hält, sammele ich sie auch. Was nun mit diesem Buch passiert … ist offen. Aber ich denke, ich werde wohl nun das englische Original suchen, das im Gegensatz zur einzigen deutschen

Samstag, 21. Mai 2016

Auspacken oder nicht auspacken ...

Venus ist tot von Uwe Anton bei Fabylon (2008),
mit einem wunderbaren Cover von Helmut
Wenske, auf dem Bild noch originalverpackt
Es passiert dieser Tage nicht mehr so oft, dass man ein Taschenbuch noch eingeschweisst erwerben kann. Aus ökologischen Gründen ist das wohl unerwünscht. Der neueste Zugang, Venus ist tot von Uwe Anton kam aber derartig verpackt, obwohl er nicht so annonciert war. Vor längerer Zeit hat ich auch Die kaputte Kugel von Haffmans (1993) so erreicht – und auch heute werden relativ häufig Exemplare dieses Buches eingeschweisst angeboten. In beiden Fällen ist zu vermuten, dass hier verlagsneue Bücher den Markt erreichen. Im Gegensatz zu Haffmans geht es dem Fabylon Verlag aber noch gut. Die Frage, die sich dem Sammler natürlich stellt, ist: Öffnen oder nicht öffnen? Für mich heisst es dann letztlich doch: Öffnen.
Bei Venus ist tot, einer Sammlung von Kurzgeschichten von Uwe Anton, lohnt sich das in jeder Beziehung. Den Weg in den Katalog hat dieses Buch gefunden, weil sie Willkommen in der Wirklichkeit enthält, eine recursive Kurzgeschichte, die titelgebend für die von Anton herausgegebene Anthologie von ähnlich rekursiven Geschichten mit und über Philip K. Dick ist. Die Einführung von Anton verrät einiges über ihre Veröffentlichungsgeschichte. So hat Ronald M. Hahn bei Antons erster Veröffentlichung assistiert – und diese ist dann in Erber's Grusel Krimi Doppel-Band 25 im Jahr 1974 unter Pseudonym erschienen. 1981 erschien die Kurzgeschichte ohne die Überarbeitung von Hahn, dafür von Anton überarbeitet im Heft Vor dem Ende der Welt der Reihe Terra Astra Nr. 537 bei Moewig. Beide Hefte sind mit etwas Geduld und Suchen gut zu finden.

Samstag, 14. Mai 2016

In der Abyssus Intellectualis

Es gibt im Deutschen eine kleine Zahl von Veröffentlichungen von Texten von Philip K. Dick ausserhalb der Genre-üblichen Publikationen. Und nur wenige der Texte sind keine Science Fiction. Die Zeitschrift Abyssus Intellectualis (2013) enthält nun so einen Text, eigentlich einen kleinen übersetzen Auszug aus The Exegesis of Philip K. Dick (2011), einem dicken Buch mit 1056 Seiten. Der Auszug hat nur drei Seiten Text, die sind allerdings gehaltvoll genug - und eher kein Einstieg in Dicks Werk. 
Es handelt sich auch nicht um den ersten Text aus der Exegesis. Kleinere Teile sind im Englischen über die Jahre hier und dort erschienen, ein grösserer Teil natürlich im vom Lawrence Sutin herausgegebenen In Pursuit of Valis: Selections from the Exegesis (1991). Das ist 2002 in kleiner Auflage der Edition Phantasia unter dem Titel Auf der Suche nach Valis herausgekommen, eine der wohl am schwersten zu findenden (und lesenden) deutschen Übersetzungen (vor kurzem hat sich ein sehr günstiges Exemplar bei Booklooker gezeigt, allerdings fehlte wohl der Schutzumschlag). 
Abyssus Intellectualis (2013) von Merve enthält Philip K. Dick: Auszüge aus der 'Großen Exegese' 

Samstag, 7. Mai 2016

Gero Reimann

Ein Name, dem man hier und da begegnet, wenn man sich mit Philip K. Dick beschäftigt, ist Gero Reimann. Auch wenn der Name nicht so oft auftaucht wie andere, liest man über seine Beiträge nie einfach hinweg, es sind jedesmal sehr persönliche und auch aussergewöhnliche Beiträge, so wie man das auch von Dick selbst kennt. Das Biographische zu Gero Reimann möchte man bei Wikipedia oder anderswo nachlesen.
Dick - Vom Sterben und Leben eines gott- und
weltlosen Gnostikers. Eine Opernerzählung,
Id-Verlag (1984) von Gero Reimann
Im Umfeld von Dick, und darum soll es hier natürlich gehen, erscheint Reimann als Übersetzer, Essayist und Autor von durch Dick inspirierter Prosa.
Übersetzt hat er unterstützt von Jennifer K. Klipp-Reimann Dicks Mainstream-Roman Eine Bande von Verrückten, der in Erstausgabe bei Reidar (1987) und als Taschenbuch bei Betzel (1993) erschienen ist. Ungerechterweise enthält die letztere keinen Hinweis auf die Übersetzer.
Zwei Essays sind von Reimann separat erschienen. Einmal in der Literaturzeitschrift Die Horen Nummer 217 (2005) das Essay Tertium datur: Der Spezialfall Philip K. Dick. Die Nummer 217 ist eine Ausgabe zur phantastischen Literatur, Dick taucht hier mit Lem und Klassikern wie Lovecraft, Stoker, Shelley und C. S. Lewis auf. Ein anderer Artikel ist Über kosmische Puppen in der Zeitschrift Phantastische Zeiten, Ausgabe 12 (1987).
Sein umfangreichster Beitrag ist aber sicher seine Opernerzählung mit dem Titel Dick und dem Untertitel Vom Sterben und Leben eines gott- und weltlosen Gnostikers.
Die Opernerzählung, die den grössten Teil des Buches einnimmt, ist tatsächlich als Libretto für eine Oper gedacht, die dann nie aufgeführt wurde. Im ersten Teil des Buches, Zur Entstehungsgeschichte der vorliegenden Texte wird dies erklärt. Reimann erwähnt hier auch sein unveröffentlichtes, 150 Seiten starkes Essay über Dick, Der Narr im Hologramm des Schreckens, für eine naive, unerbittliche subversive Literatur, sicher auch ein spannendes, aber wohl für den breiten Markt zu anstrengendes Werk. Schade, dass wir es nun nicht lesen können.