Samstag, 26. November 2016

Litauisch

Auf der Suche nach interessanten Ausgaben, bin ich in meinem Katalog mal wieder über die Übersetzungen gestolpert. Und so unrealistisch der Versuch ist, das Werk von Philip K. Dick in allen Sprachen zu sammeln, so interessant kann es sein, in allen Sprachen wenigstens ein Werk von Dick zu finden.
Žmogus aukštoje pilyje von Philip K. Dick in einer litauischen Ausgabe von 2014, auf Deutsch
Das Orakel vom Berge
Eine Lücke in meiner Sammlung war dabei Litauen. Es gibt fünf litauische Ausgaben, die beim Verlag Eridanas und Kitos knygos herausgekommen sind, aber diese sind gut ausgewählt:
  • Ubikas. Eridanas (1994) [Ubik]. ISBN 978-9986-486-02-2 
  • Ar androidai sapnuoja elektrines avis? Eridanas (2002) [Do Androids Dream of Electric Sheep?]. ISBN 978-9955-10-013-3
  • Žmogus aukštoje pilyje. Eridanas (2014) [The Man in the High Castle]. Übersetzt von Danutė Šimkienė. ISBN 978-9955-10-167-3. 254 Seiten
  • Ar androidai sapnuoja elektrines avis? Kitos knygos (2019) [Do Androids Dream of Electric Sheep?]. ISBN  978-609-427410-7
  • Žmogus aukštoje pilyje. Kitos knygos (2021) [The Man in the High Castle]. ISBN 978-609-27483-1
Es fällt auf, dass Litauen – wie Estland – bei der ISBN zwei (bzw. drei, siehe unten) unterschiedliche Gruppennummern benutzt, die 9986 und die 9955. Das kann bei der Suche erst mal verwirrend sein, vor allem, wenn man des Litauischen nicht mächtig ist – bzw. man es kaum von anderen Sprachen unterscheiden kann (Litauisch ist eine baltische Sprache und keinesfalls eine slawische Sprache, die relative Nähe zum Germanischen nutzt dem Deutschsprachigen allerdings nichts). In jedem Fall fällt die Orientierung an der ISBN so erst mal schwer.
In der Hoffnung, dass die relativ aktuelle Ausgabe des Orakels vom Berge noch erhältlich ist und geduldiger Suche bei Google auf Basis der ISBN - in allen möglichen Schreibweisen, Google erkennt ISBNs nicht, zumindest kann es die unterschiedlichen Schreibweisen nicht automatisch übersetzen – fanden sich dann diverse Anbieter. Letztlich bot aber nur einer die Lieferung nach Deutschland an – und das sogar relativ günstig – und das Buch sogar zum Sonderpreis; selbst mit Porto kostet das dann so viel wie ein normales deutsches Taschenbuch. Die litauische Ausgabe hat, wie auch die estnische, keine Widmung.
Ubikas, das erste Buch von Dick auf Litauisch, konnte ich leider nicht erwerben.
Und da wir uns mit diesem Blogeintrag im Baltikum befinden, sei hier noch erwähnt, dass es zwar sechs Ausgaben in estnischer Sprache gibt, aber offenbar keine lettische Ausgabe.
Es gibt in diesem Blog auch einen Überblick über die Sprachen, in die das Werk von Philip K. Dick übersetzt wurde.

Samstag, 19. November 2016

Verschworen

Michael Jackson auf dem Cover der "Fortean Times"
Fortean Times 258 vom Februar 2010:
The World's Weirdest News Stories
Die britische Zeitschrift Fortean Times enthält in ihrer Ausgabe 258 vom Februar 2010 den Artikel The Strange Tale of Solarcon-6. Es geht um Briefe von Philip K. Dick an das FBI bezüglich einer (oder auch mehrerer) Neo-Nazi-Verschwörungen, in die auch angeblich auch Dicks Kollege, der Schriftsteller Thomas Disch, verwickelt sein solle. Tatsächlich ist der Artikel wohl ein Auszug aus einem Buch, nämlich From Government Files and the Paranormal, geschrieben von Nick Redfern. Die Geschichte an sich ist nicht neu und vielfach debattiert worden, ungewöhnlich ist, dass Dicks Aussagen hier ernst genommen werden. Das darf bei diesem Medium, der Zeitschrift Fortean Times, allerdings nicht wundern – heisst fortean doch unerklärlich und fortean phenomena sind die unerklärlichen Phänomene der Parawissenschaften.
Sonst wird eher Dicks Fehlverhalten gegenüber Thomas M. Disch diskutiert, auch wenn die Briefe wohl keine Auswirkungen hatten. In Dischs letztem RomanThe Word of God, der kurz nach seinem tragischen Tod herausgekommen ist, taucht auch sehr prominent Philip K. Dick als Figur auf – er befindet sich in der Hölle. Und so ist der Roman  auch ein Stück recursive literature. Publiziert ist das Buch 2008 beim Kleinverlag Tachyon, dort hat später auch Anne Dicks The Search for Philip K. Dick einen Platz gefunden.

Samstag, 12. November 2016

Komisch

Ich gebe gerne zu, dass ich nicht gedacht hätte, dass in meinem Katalog noch deutsche Beiträge von Philip K. Dick fehlen – zumindest nicht solche in regulären Buchausgaben (bei Fanzines ist die Lage naturgemäss etwas unübersichtlich). Und die Bekenntnisse eines Reifennachrillers bei Haffmans stehen zwar schon lange in meinem Katalog, ich konnte aber niemals herausfinden, in welchem Buch dieser Text stehen sollte oder um was es sich dabei überhaupt handeln könnte. Später war ich fest davon ausgegangen, dass es sich um eine der zahlreichen nicht-Veröffentlichungen bei Haffmans handelte. Aber es passieren manchmal komische Sachen und so konnte ich tatsächlich das Buch finden, in dem sich der Reifennachriller findet: Der Reifennachriller ist natürlich Jack Isidore, der Chronist in Philip K. Dicks Roman Eine Bande von Verrückten. Am Anfang des Romans ist das Nachrillen von Reifenprofilen Jacks ungewöhnlicher, merkwürdiger, oder eben komischer Beruf:
»Ich bin ein Reifennachriller. Das heißt, wir nehmen die Glatzen, also Reifen, die so abgefahren sind, daß sie nur noch wenig oder gar kein Profil mehr haben, und dann nehmen die anderen Nachriller und ich eine heiße Ahle und rillen bis auf den Mantel runter, immer nach dem Muster des alten Profils, so daß es aussieht, als wäre noch Gummi an dem Reifen...Und dann malen wir den nachgerillten Reifen mit schwarzer Gummifarbe an, so daß er wie ein echt verdammt guter Reifen aussieht. [...]«
Humoore. Hochkomik I vom Haffmans Verlag (1991)
mit Auszügen aus Eine Bande von Verrückten und
Der dunkle Schirm von Philip K. Dick
Tatsächlich ist diese Art von Komik gelegentlich in Dicks Werk versteckt, es muss einem sofort Joe Chips Diskussion – und letztlich Zusammenstoss – mit seiner Tür einfallen: Ich bin noch nie von einer Tür verklagt worden.
Veröffentlicht ist der Auszug daher auch in Das Hausbuch der literarischen Hochkomik (1987), dem offenbar ersten Band einer kleinen Reihe: Haffmans' handliche Hausbücher. Die Bücher selbst sind allerdings alles andere als klein, 1578 Seiten hat dieser Band – und den seinerzeit stattlichen Preis von 50 DM. Das Buch, aus dem der Text kommt, Eine Bande von Verrückten ist in deutscher Erstausgabe im selben Jahr erschienen, 1987, allerdings nicht bei Haffmans sondern beim Kleinverlag Reidar in Hamburg. Die Übersetzung des Romans ist von Gero Reimann, der Auszug ist jedoch von Michel Bodmer übersetzt, da der komplette Roman deutsch erst danach erschien.
Erst etwas später habe ich entdeckt, dass der Band noch einen weiteren Auszug von Dick enthält, nämlich zwei Seiten des Romans Der dunkle Schirm in der Übersetzung von Karl-Ulrich Burgdorf.

Samstag, 5. November 2016

Walfang

Sicher am Rand einer Philip K. Dick Sammlung, zumindest meiner Sammlung, stehen Werke anderer Schriftsteller, die sich auf Dick beziehen. Nicht berücksichtigen will ich Romane die in Tradition von Dick stehen oder an Dick erinnern. Oft genug passieren solche Bezüge dieser Tage zur Förderung des Verkaufs. Gelegentlich gibt es aber einen direkteren Bezug, wie bei der hier schon gelegentlich vorgestellten recursive literature.
In aktuellen Fall bin ich auf die Kurzgeschichte Im Auge des Betrachters von Karl-Ulrich Burgdorf gestossen, die Philip K. Dick gewidmet ist. Erschienen ist sie im Band 5 Nanowelten (2013) in der Reihe Phantastische Miniaturen, die von Thomas Le Blanc bei der Phantastische Bibliothek Wetzlar herausgegeben wird. Mit der Widmung In memoriam Philip K. Dick beginnt die nur zwei Seiten lange Kurzgeschichte - aber die Kürze ist Programm in diesem Band: Nanowelten bezieht sich auf Inhalt und Form, d.h. Länge der Geschichten in diesem Band, von denen (fast) keine länger als zwei Seiten ist. Auch im Text bezieht sich Burgdorf auf Dick, der Satz Willkommen in der Wirklichkeit taucht auf, aber das gesamte Thema der Geschichte greift Dicks Frage nach der Struktur der Realität auf.
Nanowelten, herausgegeben von Thomas Le Blanc, enthält die Kurzgeschichte Im Auge des
Betrachters
von Karl-Ulrich Burgdorf, die Philip K. Dick gewidmet ist