Samstag, 31. Dezember 2016

Rückblick 2016

Neue deutsche Bücher von und über Philip K. Dick, darum geht es ja in diesem Blog hauptsächlich, sind selten. Daher sind die drei Ausgaben der 3. Staffel bei Fischer, das vorläufige Ende der Serie, ein wichtiger  Neuzugang in der Sammlung. Das Highlight des Jahres ist aber sicher der Appendix Dick von Tommi Brem. Ich bin immer noch sehr begeistert ein solches Buch aus Deutschland zu sehen.

Samstag, 24. Dezember 2016

Ukrainisch

Wie im vorigen Jahr, so ist auch in diesem Jahr (2016) das Werk von Philip K. Dick in eine weitere Sprache übersetzt worden, nach meiner Zählung ist das die 35. Sprache. Im vorigen Jahr ist Baskisch dazugekommen, jetzt ist es Ukrainisch.
Die ukrainische Ausgabe von "Der dunkle Schirm"
Затьмарення, die erste ukrainische Ausgabe von Philip K. Dick auf
Ukrainisch von komubook (2016), im Original A Scanner Darkly

Samstag, 17. Dezember 2016

Fantastisch

Ein etwas älterer Fund im Bestand ist Die fantastischen 6, herausgegeben von Charlotte Kerner bei Beltz & Gelberg von 2010. Das Buch verspricht im Untertitel Die Lebensgeschichten von Mary Shelley, Bram Stoke, J. R. R. Tolkien, Stanislaw Lem, Stephen King und (eben auch von) Philip K. Dick. Die Herausgeberin selbst schreibt auf fast 50 Seiten unter dem Titel Blade Runner - Philip K. Dick (1928-1982) wurde zum Kafka Amerikas selbst über den Autoren. Sie gliedert ihren Text in zwanzig kurze Kapitel, die - und das ist eine schöne Idee - mit passenden Titeln von Kurzgeschichten von Dick überschrieben sind.
Die fantastischen 6 von Charlotte Kerner bei Beltz & Gelberg
von 2010 mit einer lesenswerten Biographie von Philip K. Dick
Und sie schafft es auf diesem für den Anspruch Lebensgeschichte beschränkten Platz auch wirklich ein interessantes Bild von Dick zu zeichnen. Vieles über das sie schreibt, konnte man auf Deutsch so noch nicht lesen - wenn es auch den Leser englischer Quellen weniger überraschen dürfte. Insbesondere die relativ lange Betrachtung der Kindheit ist beachtenswert. Ausserdem wird uns das Bild von Dick als zwar genialem, aber drogenabhängigem Verrückten erspart und Dicks 2-3-74 Erlebnis differenziert diskutiert.
Auch für den mit Dick vertrauten Leser wird dieser Text so absolut ein Gewinn. Dieser Text macht die Biographie von Sutin, Philip K. Dick: Göttliche Überfälle nicht überflüssig, das ist schon wegen des Umfangs kaum möglich, aber er ergänzt ihn sinnvoll.
Die Beiträge zu den anderen fünf Fantastischen sind von jeweils anderen Autoren und lesen sich - zumindest für den hier weniger Kundigen - durchaus gut; der Text über Lem erwähnt auch die kritische Interaktion mit Dick.
Auch wenn dieses Buch - zumindest nach persönlichem Empfinden - nur relativ leise erschienen ist, gehört es doch zweifelsfrei als Standardwerk in jede Dick-Sammlung - und ist nicht nur für den Sammler interessant, sondern hat jedem an Philip K. Dick Interessierten etwas zu bieten.
Bei der Suche nach diesem leicht zu findendem Band sollte man auf beste Erhaltung bestehen - oder einfach gleich neu kaufen, das Buch ist derzeit noch zum Originalpreis von 18 Euro erhältlich. Man wird trotzdem einen in jedem Fall lohnenden Fang machen.

Samstag, 10. Dezember 2016

Deutsches Science Fiction Magazin

Deutsches Science Fiction Magazin, Ausgabe 5 mit einem Artikel über die
Verfilmung von Do Androids Dream of Electric Sheep? als Blade Runner,
die mehr oder weniger unbekleideten Frauen auf den Covern waren in den 80er
Jahren für derartige Veröffentlichungen obligatorisch
Gerade in letzter Zeit erscheint Philip K. Dick und eine Auseinandersetzung mit seinem Werk nur im Zusammenhang mit Verfilmungen zu passieren, die auf seinen Geschichten basieren, so zuletzt auch bei The Man in the High Castle. Das war aber auch schon bei der ersten Verfilmung so, beim 1982 ins Kino gekommenen Film Blade Runner. Ein Beispiel dafür findet sich in einer Ausgabe vom Deutschem Science Fiction Magazin, Ausgabe 5 von 1982. Hier ist ein reich bebilderter Artikel zum Blade Runner zu finden, in der auch Dick mit den Worten Das ist nicht mein Roman zitiert wird, allerdings auch mit der Aussage, dass eine spätere Drehbuchfassung dann dem Streit ein Ende machte. Ganz gerecht wird das den letztlich bekanntermassen enthusiastischen Aussagen von Dick über den Film nicht. Nun ja.

Samstag, 3. Dezember 2016

Polnisch

Die erste polnische Ausgabe eines Romans von Philip K. Dick ist Ubik, erschienen bereits 1975. Dem Leser von Dicks Briefen oder biographischen Auszeichnungen ist das wohlbekannt, da Dick sich zur Vor- und Nachgeschichte dieser Veröffentlichung ausführlich geäussert hat. Und natürlich hat diese Geschichte eine gewisse Bekanntheit, weil sich Lem zunächst sehr für die Ausgabe eingesetzt hat.
Man wohl davon ausgehen kann, dass es 1975 in Polen ohne Lems Fürsprache kaum möglich gewesen wäre, den Roman eines US-amerikanischen Autoren (wie Dick) herauszubringen. Dick verstrickt sich in der Folge aber in Verschwörungstheorien gegenüber Lem, deren Ursache letztlich wohl Dicks Enttäuschung über die unbefriedigenden Tantiemen ist. Der polnische Übersetzer von Ubik und später einiger Kurzgeschichten, Michał Ronikier, wurde allerdings 2006 tatsächlich als Spitzel der polnischen Geheimpolizei entlarvt. Ronikier hat sich aber wohl darauf beschränkt, befreundete Künstler zu denunzieren und nicht versucht die USA kommunistisch zu unterwandern.
Die polnische Ausgabe von Ubik ist aber offenbar der erste im Ostblock veröffentlichte Roman von Dick. Tatsächlich folgen in Polen auch noch einige weitere Romane vor den Umwälzungen von 1989; selbst in der Sowjetunion ist bis zu diesem Zeitpunkt kein selbständiges Werk von Dick erschienen – obwohl dort bereits 1958 eine Kurzgeschichte erschienen war. Die erste Kurzgeschichte war in Polen bereits im April 1957 erschienen: Uzurpator, auf Deutsch zuletzt als Hochstapler [Impostor] übersetzt, erschien in zwei Teilen in der Wochenzeitschrift Dookoła Świata in den Ausgaben vom 7. und 14. März.
Letztlich haben diese frühen Ausgaben die Popularität von Dick und damit die grosse Zahl von Übersetzungen und Ausgaben der Werke von Philip K. Dick in Polen wohl massgeblich befördert. Fast jeder Roman liegt in Polnisch vor, viele auch in mehreren Ausgaben und es gibt eine Werk-Edition von Rebis.
Ein polnisches Buch
Człowiek z Wysokiego Zamku, eine von sechs polnischen Ausgaben von Das Orakel vom Berge, herausgegeben im Verlag Zysk i S-ka (1999), im Original The Man in the High Castle von Philip K. Dick
Polnische Ausgaben sind in Deutschland leicht und bezahlbar zu erwerben, sowohl neue als auch antiquarische. Viele der üblichen Online-Händler führen aktuelle polnische Bücher, in der Bucht lässt sich danach fischen – spätestens in deren polnischer Ausgabe findet sich etwas – und bei den üblichen Antiquariatsmarktplätzen tauchen immer wieder polnische Ausgaben auf. Die Anzahl der polnischen Ausgaben ist aber recht gross, mehr als 250, man sollte sich einen Einstieg hier überlegen.
Mir ist es leider noch nicht gelungen die oben genannte erste Ausgabe von Ubik zu erwerben, obwohl sie nicht wirklich selten oder teuer zu sein scheint, jedoch häufig schlecht erhalten. Aber eine befriedigende Ausgabe, die zu einem akzeptablen Preis nach Deutschland geschickt wird, ist sicher noch ein lohnendes Ziel – ich werde wohl in diesem Blog darüber berichten, wenn ich sie der Sammlung zuführen konnte. 
Eine ausführliche polnische Bibliographie von Dicks Werk findet sich in der Encyklopedii Fantastyki. Ein allgemeiner Überblick über die Übersetzungen von Dicks Werken findet sich in diesem Blog.